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Peenemünde
 

Peenemünde: Naturschutz in einer ehemaligen Waffenschmiede der Nationalsozialisten?

Das Nationale Naturerbe Peenemünde ist in der Trägerschaft der DBU-Naturerbe GmbH. Es liegt landschaftlich wunderschön im Nordteil der Insel Usedom in Mecklenburg-Vorpommern, direkt an der Ostseeküste.

Aus Sicht des Naturschutzes war die Fläche schon immer ornithologisch bedeutsam. Hier leben u. a. Seeadler, Kormoran, Blässralle, Kiebitz oder Alpenstrandläufer. Hinzu kommt: Die Wälder sind dort alt und wertvoll. Sie umfassen z. B. Eichen, Buchen, Kiefern, aber auch Moorbirkenbrüche.

Peenemünde ist allerdings auch der Ort, an dem die Nationalsozialisten spätestens ab 1937 begannen, einen der modernsten Waffenentwicklungsstandorte der Welt zu schaffen. Dazu wurden die Peenemünder ausgesiedelt, und eine entsprechende Infrastruktur gebaut: zum Beispiel ein Kraftwerk für die nötige Energie, ein Kohlehafen zur Energiezufuhr, ein Flugplatz zur Erprobung neuer Waffen usw.

In Peenemünde wurde Weltgeschichte geschrieben: Hier startete die erste funktionsfähige Großrakete im Jahr 1942 in den Weltraum. Die Nationalsozialisten nutzten diese Erfindung, um daraus die sogenannte Vergeltungswaffe (V2) zu entwickeln. Dieser wissenschaftliche Durchbruch für die militärische Nutzung stellte potenziell eine immense Bedrohung für die gegen Deutschland kämpfenden Alliierten dar. Die Raketen wurden eingesetzt, waren aber nicht kriegsentscheidend.

Die Waffenschmiede an der Ostsee benötigte viele Arbeitskräfte. Deshalb wurden u. a. zwei Konzentrationslager mit jeweils einigen hundert Häftlingen eingerichtet.

Der Naturschutz, der etwa ab 1910 auf Usedom aktiv war und 1925 das Naturschutzgebiet Peenemünder Haken-Struck ausweisen konnte, war der Anwesenheit des Militärs nicht abgeneigt. So vertrat der zuständige Kreisnaturschutzbeauftragte des Kreises Usedom-Wollin, Prof. Dr. Werner Herold (1886-1967), die Position, dass Störungen der Vogelpopulation durch Fischer, Jäger und Touristen schädlich wären, der Einfluss von Heer und Luftwaffe aber verkraftbar sei. Naturschützer setzten in der Zeit des Nationalsozialismus darauf, dass die militärische Sperrzone Peenemünde für die Flora und Fauna Vorteile bringen würde.

Diese „Störungsarmut“, von der Tiere und Pflanzen weiter profitierten, stellte sich vermehrt nach dem Zweiten Weltkrieg ein. Denn Peenemünde wurde nun „Zonengrenze“, Teil der Mauer. Diese Entwicklung ist einer der Gründe für die Einordnung der Fläche nach der Wiedervereinigung Deutschlands als Nationales Naturerbe.

Aus dieser ungewöhnlichen Geschichte ergeben sich viele Fragen, z. B kann dort  einfach Naturschutz betrieben werden, ohne Rücksicht auf die Geschichte des Ortes und des dort verursachten Leides?

Rechts von Ihnen können Sie die Geschichte des Naturerbes Peenemünde als pdf kostenfrei herunterladen.

Schreiben Sie uns Ihre Anregungen per Mail an nils.franke@uni-leipzig.de oder nutzen Sie den Chat oder das Kontaktformular.

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